Gravis stellt Betrieb ein – ein Nachruf

Apple-Fans verlieren eine vertraute Marke: Gravis schließt seine Ladenkette, die in den Zeiten vor dem Apple Store oft die erste Anlaufstelle war.

 

Gravis München

 

Bevor es den ersten Apple Store in Deutschland gab, gab es bereits einen Apple Store. Streng genommen gab es Macs, Zubehör und iPods in etlichen Geschäften, meist kleineren Unternehmen, die an ausgesuchtes Publikum verkauften – denn Apple hatte in den Jahren vor dem iPhone in Deutschland einen sehr geringen Bekanntheitsgrad und kaum Verbreitung.

 

Wenn wir aber heute an den Apple Store denken, dann kommen uns Glaspaläste in den Toplagen der Innenstädte oder in gut besuchten Einkaufszentren in den Sinn. Das Gleiche in Grün gab es auch schon vor den offiziellen Apple Stores als Ladenkette: Gravis, das heute die Schließung seiner Läden bekannt gegeben hat. Wie wir von der Pressestelle des Unternehmens mittlerweile erfahren haben, werden Ladenkette und Online-Handel bis zum 31.12.2024 abgewickelt.

 

Uns trübt Nostalgie ein wenig den Blick, die Gravis-Stores waren ein wenig anders als heute die Apple Stores und vor allem zahlreicher. Die Lage der 37 grünen Filialen ist nicht unbedingt die 1A-Lage, die Apple bevorzugt, sondern eher 1B. Etwa in München im Tal und nicht in der Rosenstraße oder früher am auch oberirdisch extrem unübersichtlichen Sendlinger Tor und heute ein paar Schritte westlich der Flaniermeile Leopoldstraße.

 

Konkurrenz belebt den Markt

 

Das war aber auch genau der Grund, warum uns die damaligen Verantwortlichen von Gravis auf die Frage antworteten, ob sie die neue Konkurrenz der Apple Stores nicht fürchteten: Man komme sich nicht in die Quere, weil man eine Querstraße weiter seine Waren und Services feilbiete. Außerdem gebe es durch die Hochglanzläden, vor denen die Leute kampierten, wenn es neue Produkte gab, mehr Aufmerksamkeit für die Marke Apple, das könne dem gesamten Markt und damit den eigenen Läden nur helfen. Etwas mehr als 15 Jahre später scheint von der wohlwollenden Betrachtung des Apple Stores nicht mehr viel übrig geblieben zu sein, wie etwa Gravis-Gründer Archibald Horlitz in einem längeren Beitrag auf LinkedIn ausführt.

 

Gravis gehört seit 2012 nicht mehr den Gründern, sondern seit 2012 zur Freenet AG. Das hatte der grünen Marke aber zunächst nicht so sehr geschadet, wie wir damals fürchteten. Laut Horlitz hatte Gravis schon elf Jahre zuvor seine Kette beinahe an Apple verkauft, die aber in der iPhone-Ära immer mehr von Partner zum Gegner wurden.

 

Der Apple Store, bevor es Apple Stores gab, blieb auch nach der Übernahme durch Freenet weiter eine Anlaufstelle für Kunden des Konzerns mit dem Apfel, selbst wenn – im eigentlichen Apple Store undenkbar – man dort auch Produkte anderer Hersteller oder gar Mobilfunkverträge feilgeboten bekam. Doch während Apple erst nach und nach Stores in Ballungsräumen eröffnete – in Deutschland sind es nun 15 – waren Gravis und die Mitbewerber im Apple-Fachhandel schon immer da.

 

Bevor Apple mit seiner Genius Bar in den Apple Stores das Prinzip Kundenservice neu einkleidete, konnte man mit seinen Sorgen und Nöten immer zu Gravis gehen, bekam dort fachlichen Rat und natürlich auch eine Reparatur des Macbooks, iPods oder iPhones, wann immer das nötig war. Apple ist seit jeher sehr restriktiv, welche Fachleute sie an ihre Geräte lassen, um Apple-Produkte reparieren zu dürfen, musste man von Apple eine Zertifizierung erhalten. Der Schrauber um die Ecke ohne eine solche zuckte im Fall der Fälle mit den Schultern und schickte einen gerne zu Gravis weiter, dem Apple Premium Service Provider und Authorized Reseller.

 

Es war uns ein Fest

 

Auch wir von Macwelt profitierten nicht selten von der Kompetenz und Freundlichkeit der Verantwortlichen und Mitarbeiter bei Gravis. Hat es mal wieder ein Problem mit Testgeräten gegeben, half uns Gravis oft weiter. Und unvergessen bleiben auch bei jedem, der dabei war, jene Abende im Gravis-Store als Apple ein neues Betriebssystem herausbrachte. Nach hiesigem Ladenschluss natürlich, aber wer etwa Mac-OS X 10.3 Panther kaufen wollte, fand sich in den Stunden vor 20 Uhr zur Launchparty ein, um nach Ablauf der Uhr einen Bezugsschein zu bekommen, mit dem man am nächsten Tag die Software – damals waren die DVDs so knapp wie heute manche iPhone-Modelle – dann auch gesetzeskonform kaufen durfte. 

 

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